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Romantik

Der Traum von der konservierten menschlichen Stimme nahm mit dem erfolgreichen amerikanischen Erfinder Thomas Alva Edison (1847-1931) Gestalt an, als es ihm am 18. Juli 1877 erstmals gelang mit Hilfe eines mit Paraffin überzogenen Papierstreifens, den er an einer Membran mit Nadelspitze vorbeizog, seine eigene Stimme „aufzunehmen“. Denn als er diesen Papiersteifen erneut an der Nadelspitze vorbeiführte, vernahm er erstmals seine eigene Stimme. Erst der Verkauf seines Börsentelegraphen-Patents ermöglichte ihm Monate später die Errichtung eines Versuchslabors, wo er einem Schweizer Feinmechaniker (Kruesi) eine Skizze dieses Phonographen mit dem Auftrag übergeben konnte, diesen Apparat zu bauen. Er setze sich aus einer Stahlwalze, über die man eine Zinnfolie (Tinnfoil-Phonograph) als Tonträger spannte. Über dieser Vorrichtung war ein Trichter mit Membran und Nadel derart montiert, dass er mit der Zinnfolie in Kontakt kam. Brüllte man in den Trichter und drehte dabei die Walze, so hinterließ die Nadel eine Punktschrift in der Walze. Edison testete dieses Gerät, indem er das alte Kinderlied „Mary had a little lamb“ gegen die Membran sprach und daraufhin lachte. Beim Abhören setzte er die Nadel auf den Ausgangspunkt der akustischen Aufzeichnungen und begann zu kurbeln. Nun hörte er deutlich die Wiedergabe des von ihm referierten Kinderliedes. Die Sensation des Jahres 1878 war perfekt, die Patentanmeldung folgte. Im Zuge der Weiterentwicklung dieses Phonographen wurde die Zinnfolie durch einen Wachszylinder, die Handkurbel durch einen Federmotor und schließlich durch einen elektrischen Antrieb ersetzt. Der letzte Phonograph wurde 1929 erzeugt – zu einem Zeitpunkt, als das Grammophon bereits den Phonograph in der Gunst der Massen verdängt wurde.

Die Erfindung des Grammophons, aus dem in der Folge auch der (elektrische) Schallplattenspieler hervorgehen sollte, basiert auf Edisons epochalen Entdeckungen: Der nach Amerika ausgewanderte Emil Berliner experimentierte mit Edisons Phonographen. Um Edisons Patenrechte zu umgehen, brachte er ein abgewandeltes Gerät heraus, bei dem der Winkel zwischen Nadel und Trägerfolie um 90 Grad geändert wurde. Daraus resultierte die sog. Zick-Zack-Kurve. Wurde  Edisons Punktschrift noch auf eine Walze übertragen, entwickelte Berliner 1887 eine Scheibe als Tonträger, die aus einer mit Wachs bezogenen Zinkscheibe bestand, einen Durchmesser von 12 Zentimetern auf wies und mit 150 Umdrehungen pro Minute abgespielt werden sollte. Am 8. November 1887 meldete Berliner er dieses Abspielgerät, das er Grammophon nannte, beim Patentamt an. Mit der Erfindung der Schallplatte  ermöglichte er nun auch erstmals die Vervielfältigung des Tonträgers. Schon 1888 präsentierte Emil Berliner seine Erfindung in Philadelphia. Bereits ein Jahr später lieferte die deutsche Firmen Kämmer und Reinhard aus dem thüringischen Waltershausen einen „Original Berliner-Phonographen“. Auf die Zinkplatten folgten später Schellackplatten, bereits 1922 wurde ein elektrisches Aufnahmeverfahren entwickelt, bei dem die Tonwiedergabe über eine Saphirnadel erfolgte und damit das Rauschen reduziert werden konnte. Die erste Grammophon-Generation war noch gleichmäßig mit einer Handkurbel zu bedienen. Mittels Keilriemen wurde so der Plattenteller in Bewegung gesetzt, von einem Gleichlauf konnte dabei freilich nicht die Rede sein – das typische Leiern trat durch das zwischenzeitliche Nachlassen der Federspannung auf und konnte so manchem die schönste Tonaufnahme verleiden.  Erst ab 1890 setzte  man einen Federmotor ein. Bis 1931 waren diese Grammophone mit den typischen großen Schalltrichtern ausgestattet. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings auch der Schallplattenspieler längst den Kinderschuhen entwachsen:

Nachdem 1924 in den Bell-Labatories der Prototyp eines komplett elektrischen Plattenspielers entwickelt wurde, ging dieses Unterhaltungsgerät bereits ein Jahr später in die Serienproduktion. Als Weiterentwicklung des Grammophons nahm anfänglich eine Stahlnadel die Schwingungen der Schallplatte ab, die man mit einer Membran hörbar machte und mit einem Schalltrichter verstärkte. Bei den modernen Plattenspielern tastet ein Tonabnehmersystem die auf einem mit gleichförmiger Drehzahl laufenden Teller liegende Platte ab, der Tonarm folgt dabei der Rillenspirale der Schallplatte. Bis Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts bildeten Plattenspieler neben dem Kassettenrecorder die wichtigsten Abspielgeräte. Das Design dieser Geräte reicht vom Koffergerät, Designerstück mit und ohne externe Lautsprecher, bis hin zu den in Musikschränke oder Stereoanlagen integrierten Plattenspieler. Die Erfindung des CD-Players und der Compact Disc verdrängte auch diese technische Erfindung in kürzester Zeit.

Neben den Spielautomaten und den seit dem 18. Jahrhundert in Europa kursierenden Figurenautomaten erfreuten sich im ausgehenden 18. Jahrhundert die sog. Flötenuhren als Sondertypus unter den mechanischen Musikautomaten in Adelskreisen und gehobenen Bürgerfamilien größter Beliebtheit. Vor allem in Wien und Berlin sollten besonders kunstvolle Exemplare entstehen.  Diese kostbaren mechanischen Uhren wurden zumeist mit einer kleinen Orgel (Orgelwalze) kombiniert, wobei der Mechanismus grundsätzlich noch auf den kostspieligen Orgelautomaten der Renaissance basiert. Die besondere Wertschätzung dieser Instrumente belegt der Umstand, dass die bedeutendsten Musiker wie Carl Philipp Emanuel Bach, Joseph Haydn (insgesamt 32 Kompositionen!), Wolfgang Amadeus Mozart oder auch Ludwig van Beethoven für diese Musikautomaten komponierten. Die Konstrukteure dieser Flötenuhren boten mit diesen Aufträgen den zeitgenössischen Komponisten eine zusätzliche Einnahmenquelle. Zu vorgegebener Zeit erklingt feinste Musik, gesteuert von einer Stiftwalze. Der wertvollste Teil einer Flötenuhr stellt somit die Musikwalze dar, denn sie speichert und konserviert die Musik so, wie sie der Erbauer wohl schon zu seiner Lebzeit gehört bzw. interpretiert hat.
Weniger aufwendigere Flötenuhren entstanden in der Folge auch im Schwarzwald. Sie wurden in wesentlich größeren Stückzahlen hergestellt und dienten auch zur geselligen Unterhaltung in Gasthäusern, wobei hier die bestiftete Walze auch Ländler und Märsche wiedergab. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden diese Orgelautomaten ob ihrer Klangfülle und Adaptierungsmöglichkeiten zunehmend beliebter: Orgelmusik, über Jahrhunderte an sakrale Räume gebunden bzw. ihnen vorbehalten, gelangte über diese technische Hilfe in die Salons wohlhabender Bürger genauso wie auf die Gassen (als Drehorgel) oder Jahrmärkte (als Karussellorgel) und in der Folge in die ersten Stummfilmkinos. Als führende Firma im heiß umkämpften Unterhaltungsmarkt der Gründerzeit galt die in Freiburg beheimatete Firma Welte, die sich auf Orgelautomaten und automatische Klaviere spezialisierte. Der Boom ging um 1930 schlagartig zu Ende, was vor allem durch die  Weltwirtschaftskrise, leistungsfähigere Grammophone und schließlich dem Aufkommen von Radio und Tonfilm beschleunigt wurde.

Die Geschichte