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"Musik für alle Lebenslagen" - vom Ringelspiel bis zum Grammophon


Der Grund, warum den mechanischen Musikinstrumenten einst ein derartiger Siegszug beschert war, liegt im gesteigerten Unterhaltungsbedürfnis der Zeit  Längst waren die Salons und Restaurants, die Ende des 19. Jahrhunderts in den Metropolen und den sich mondän gerierenden Sommerfrischedestinationen vom vergnügungssüchtigen Bürgertum erobert worden. Die zahllosen technischen Modifikationen richteten sich nach dem jeweiligen Verwendungscharakter dieser Automaten, die selbst in den Salons von Hochsee--schiffen zur Aufstellung kamen (so hat sich die für das legendäre Schicksalsschiff „Titanic” bestellte mechanische Orgel nur deshalb erhalten, weil sie nicht termingerecht geliefert wurde ...). Durch die Flut von diesbezüglichen Patenten entstand auch eine schier unübersichtliche Vielfalt an Automatennamen, die heute allesamt in Vergessenheit geraten sind.  Dies gilt für die über gelochte Pappscheiben gesteuerten Drehinstrumente „Ariston” und „Herophon”, die zu Hunderttausenden verkauft wurden, genauso wie für Plattenspieldosen. Sie lösten ihre Vorgänger um 1890 ab. Als deren bekannteste Fabrikate galten „Polyphon”, „Symphonion” und „Kalliope”. Für  Gasthäuser und Tanzsäle entstanden dann in der Folge  elektrische Klaviere und riesige pneumatische Orchestrien, ergänzt durch Skurrilitäten wie etwa  selbstspielende Geigen. Was die unterschiedlichsten Etablissements dank dieser Musikautomaten verband, war das musikalische Angebot, das Ende des 19. Jahrhunderts vom Schlager geprägt wurde. Melodien für ein Massenpublikum, in deren Texten sich die latenten Sehnsüchte von damals spiegelten. Die auf meist einfachen Rhythmen aufbauenden Melodien wurden nach der jeweils bevorzugten Tanzform ausgerichtet. Via Musikautomat fand auch ein Hauch großstädtischen Flairs in die Wirts- und Gasthäusern abseits der Städte. Wenigstens im Musikgeschmack waren sich dank der Musikautomaten die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten näher gekommen.


Grammophon

Die Erfindung des Grammophons, aus dem in der Folge auch der (elektrische) Schallplattenspieler hervorgehen sollte, basiert auf Edisons epochalen Entdeckungen: Der nach Amerika ausgewanderte Emil Berliner experimentierte mit Edisons Phonographen. Um Edisons Patentrechte zu umgehen, brachte er ein abgewandeltes Gerät heraus, bei dem der Winkel zwischen Nadel und Trägerfolie um 90 Grad geändert wurde. Daraus resultierte die sog. Zick-Zack-Kurve. Wurde  Edisons Punktschrift noch auf eine Walze übertragen, entwickelte Berliner 1887 eine Scheibe als Tonträger, die anfänglich aus mit Wachs überzogenen Zink gefertigt wurde, einen Durchmesser von zwölf Zentimeter aufwies und mit 150 Umdrehungen pro Minute abgespielt werden sollte. Am 8. November 1887 meldete Berliner dieses Abspielgerät, das er Grammophon nannte, beim Patentamt an. Mit der Erfindung der Schallplatte ermöglichte Berliner nun auch erstmals die Vervielfältigung des Tonträgers. Schon 1888 präsentierte Emil Berliner seine Erfindung in Philadelphia. Ein Jahr später lieferte bereits die deutsche Firmen Kämmer und Reinhard aus dem thüringischen Waltershausen einen „Original Berliner-Phonographen”. Auf die Zinkplatten folgten später Schellackplatten, bereits 1922 wurde ein elektrisches Aufnahmeverfahren entwickelt, bei dem die Tonwiedergabe über eine Saphirnadel erfolgte und damit das Rauschen reduziert werden konnte. Die erste Grammophon-Generation war noch gleichmäßig mit einer Handkurbel zu bedienen. Mittels Keilriemen wurde so der Plattenteller in Bewegung gesetzt, von einem Gleichlauf konnte dabei freilich nicht die Rede sein.  Erst ab 1890 setzte  man einen Federmotor ein. Bis 1931 waren diese Grammophone mit den typischen großen Schalltrichtern ausgestattet. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings auch der Schallplattenspieler längst den Kinderschuhen entwachsen.

Die Geschichte