Start   Kontakt / Impressum
Zur Geschichte der  Sammlung Rechberger und des Museums Mechanische Klangfabrik

Die Mechanische Klangfabrik verdankt ihre Entstehung  dem gebürtigen Haslacher Erwin Rechberger (geb. 1925) und seiner Musikleidenschaft. Diese zeigte sich schon, als er 1936 nach dem Besuch der Volksschule zu den St. Florianer  Sängerknaben ins berühmte Chorherrenstift St. Florian wechselte, wo ihn neben den großen Chorwerken auch die Klängen der gigantischen Brucknerorgel wie auch der Orchesterinstrumente faszinierte, die bei Konzerten und Hochämtern zum Einsatz kamen. Da er als Sängerknabe auch verpflichtend zwei Musikinstrumente zu erlernen hatte, entschied er sich für  Violine und Klavier. Nach dem Besuch des  Realgymnasiums (1938-1940) und der Handelsschule (1940-1944) in Linz absolvierte er die Webereifachschule, um dann im väterlichen Webereibetrieb  mitzuarbeiten, den er schließlich 1964 auch übernahm. Die sich verschlechternde Auftragslage wie auch körperliche Gebrechen zwangen ihn 1985 zur Aufgabe des Betriebs. Bei all diesen Wechselläufen des Schicksals hat er die Liebe zur  Musik nie aufgegeben: Als Rechberger nach dem Krieg wieder ans Klavierspielen dachte, schien dies allerdings ein hartnäckiger Gelenksrheumatismus zunichte zu machen. So begann er vorerst mit dem Sammeln von Volkskunst - hauptsächlich Krippen. Unter den mehr als hundert Krippen finden sich viele Exponate mit ausgeklügeltem Figurenmechanismus, die aus dem Geschehen der Heiligen Nacht ein lebendiges Theater mit bewegten Akteuren machten.  Neben der künstlerischen Dimension zogen ihn schon bald auch die mechanischen Details in ihren Bann. Besessen vom Wunsch nach einem eigenen lebendigen Museum, stieß Rechberger schließlich auf Flohmärkten und bei Trödlerbörsen auf die Idee, den Musikautomaten ein eigenes Museum zu widmen. Zum einen erlaubten ihm diese Instrumente wieder das Musikmachen, zum anderen fehlte ein solches Spezialmuseum in der österreichischen Museumslandschaft. Im Bestreben eine Ausstellung vom mechanischen Kleinst- bis zum mechanischen Großinstrument zusammenzustellen, fanden sich auch alsbald die geeigneten Exponate, die er mit der Akribie eines leidenschaftlichen Sammlers bald europaweit zusammentrug. So kaufte er das erste Instrument - ein mechanisches Tretklavier mit Papierrolle (pneumatisches Klavier Sammlung Nr. 056) - zwar bei einem Händler in Schärding, der dieses wiederum über einen Händler aus jener Musikwerkstatt in England erwarb, die auch als Hoflieferant in den englischen Königshäusern höchsten Ruf genoss. Gemeinsam mit seinem Sohn unternahm er  Ankaufstouren nach Wien, Deutschland, Schweiz, Holland, Dänemark, Belgien und Tschechien. Dort hielt er bei Altwarenhändlern, Privatsammlern, privaten Museen oder auch Flohmärkten Ausschau nach alten Musikautomaten (rund 90% der Exponate konnte er noch bei Vorbesitzern oder Privatsammlern erwerben). Ein mühsames Unterfangen, wurden doch auf den Flohmärkten oft nur mehr Ersatzteile solcher Automaten angeboten. Die gewachsene Wertschätzung dieser klingenden technischen Wunderwelt, der man in anderen Ländern bereits Museen widmete, zwang ihn, manche Lücke der Sammlung auch mit Ankäufen aus Auktionshäusern zu schließen. Bereits 1994 konnte er in Haslach das erste österreichische Museum für   Musikautomaten eröffnen, in dem die Entwicklung der Musikautomaten vom Barock bis in die Zwischenkriegszeit thematisiert wurde. Die Sammlung mit ihren rund 160 Exponaten wurde vom Verein Kultur in der Fabrik Haslach mit Unterstützung des Landes Oberösterreich erworben und bildet nun den Kern dieses Museum, um so die spannende Geschichte des Automatenwesens auch nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten für jedermann verständlich und auf musealem Standard umfassend darzustellen.


„Das klinget so herrlich, das klinget so schön“ – diese Verse aus Mozarts Zauberflöte bezeichnen auch die überraschende Vielfalt an Musikautomaten der Haslacher Klangfabrik. Diese Schätze werden  erstmals wissenschaftlich und mit modernsten technischen Mitteln aufbereitet, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. In stimmungsvollen Erlebnisräume eingebettet und mit der nötigen Portion Zusatzinformation erfährt der Besucher nicht nur musikhistorische und technische Details dieser klingenden Wunderwerke, sondern erfährt anhand augenzwinkernder Zitate und ausgesuchter Musikproben aus der Welt von gestern etwas von den Stimmungen und den  Unterhaltungsmöglichkeiten. Die unterschiedlichsten Musikautomaten hatten ja sowohl in den Salons, Tanzsälen, Kaffee- und Wirtshäusern als auch auf Volksfesten und Kirtagen rasch den Ton angegeben.  Der Rundgang durch diese nostalgische Welt von gestern, in der aufwändige Orchestrien neben zierlichen Glockenuhren, schnarrende Drehleiern neben liebevoll gestalteten Drehorgeln,  elegante Grammophone neben originellen Rückenklavieren die jeweilige  Musik für fast alle Lebenslagen lieferten, ist aber nicht nur ein Fest fürs Ohr, sondern auch fürs Auge. Denn viele der rund 150 ausgestellten Musikautomaten der Klangfabrik, die das Land Oberösterreich aus der Sammlung des ehemaligen Haslacher Webereibesitzers Erwin Rechberger nun erworben hat, faszinieren auch durch ihre Aufmachung: manchmal verspielt skurril, manchmal  pompös. Und erinnern an die andere Seite der Technik: Technologien sind ein zweischneidiges Schwert. Sie können wie eine Granate in unserer Hand explodieren. Sie können aber auch zu unserer Freude dienen. Wir können sie für unsere Kunst nutzen, um den Menschen Poesie zu vermitteln. (Fabrizio Plessi)
Die Geschichte